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Bedeutung der Zusatzbezeichnungen auf Medikamentenpackungen
Die Handelsnamen von Arzneimittelpräparaten werden oft um Zusatzbezeichnungen ergänzt, die entweder den Wirkstoff, eine „Wirkstoffklasse“ oder die „Wirkstärke“ angeben. Aus dem eigentlichen Handelsnamen kann nur in Einzelfällen auf die medizinische Anwendung geschlossen werden. So weisen z.B. die Namensbestandteile „cor“ (lateinisch: Herz) und „kardia“ (griechisch: Herz) auf Medikamente für Herztherapien hin oder „derma“ (griechisch: Haut) auf ein Medikament gegen Hauterkrankungen.
„akut“ Arzneimittel mit schneller Wirkung.
„comp“ oder „Plus“ „co“ compositus (zusammengesetzt) Kombinationspräparat. Zusammensetzung aus zwei oder mehreren Wirkstoffen. Mehrere Arzneiwirkstoffe stecken drin.
Comp bedeutet, dass das Medikament aus mehreren Wirkstoffen besteht also eine Kombinationspräparat ist.
„ dil “ dilutus (verdünnt)
„EDO“ Ein-Dosis-Ophtiole (Behältnis für Augentropfen).
„ Emul “ emulsion (Emulsion)
„forte“ fortissimum, f, mega ? Höhere Dosierung mehr Wirksubstanzen als sein Basispräparat.
Forte dagegen bedeutet, dass es in der Regel zum normalen Medikament noch dieses mit stärkerer Wirkung gibt, also mit höherer Dosierung. „forte“ bedeutet übersetzt „stark“.
„ Gtt “ gutta (Tropfen)
“ I.E. (IE)“ Internationale Einheit (Maßeinheit für biologische Wirkstoffe).
„ Lin “ linimentum (Einreibung)
“ liq „ liquidus (flüssig)
„ Lot “ lotio (Schüttelmixtur)
„Mono“ Das Arzneimittel hat nur einen Wirkstoff.
„Mite“ „minor“ Das Medikament hat eine mittelstarke Wirkung. Wirksubstanzen sind um etwa 50 % gegenüber dem Ausgangspräparat reduziert (schwächere Konzentration).
„Mups“ multiple unit pellet system (eine teilbare Retardtablette zerfällt im Magen in kleine Kügelchen und passierewird anschließend im Darm über längere Zeit hinweg aufgelöst).
„nat“ naturalis (natürlicher Inhaltsstoff)
„N“ Leicht überarbeitete neu(e) Zusammensetzung kennzeichnet in der Regel ein Medikament mit einer neuen geänderten Wirkstoffzusammen- setzung. Die Wirkung ist gegenüber der ursprünglichen Zusammensetzung genauso oder weicht nur unbedeutend ab.
“ N 1 „ kleinste Packungsgröße (Packungen für kurze Anwendungsdauer oder Verträglichkeitstests)
“ N 2 „ mittlere Packungsgröße (Packungen für mittlere Anwendungsdauer)
“ N 3 „ Großpackung (Packungen für längere Anwendungsdauer wie chronische Erkrankungen)
Packungsgrößen zu den „N“ Größen
Das DIMDI legt abgestimmt mit dem BMG die Packungsgrößen von Arzneimitteln fest. Diese sogenannten Messzahlen müssen sich bei neuen Medikamenten seit Juli 2013 an ihrer Reichdauer orientieren, in der Regel:
- N1: 10 Tage (+/- 20 Prozent)
- N2: 30 Tage (+/- 10 Prozent)
- N3: 100 Tage (- 5 Prozent)
„ Off-Label-Use “ Das sind Fertigarzneimittel, die außerhalb der zugelassenen bzw. genehmigten Anwendung vom Arzt verschrieben werden. Zu dieser Therapiealternative greift er immer dann, wenn keine geeigneten Medikamente für ein bestimmtes Krankheitsbild entwickelt wurden, jedoch dieses Medikament den Heilungsprozess einer Krankheit außerhalb der genehmigten Anwendung positiv beeinflusst.
“ OP „ Originalpackung oder Originalpräparat (so genannte Nachahmerpräparate werden nach Ablauf des Patentschutzes von Originalpräparaten als „Generika“ bezeichnet. Diese enthalten die gleichen Wirkstoffe und sind von gleicher Qualität wie das „OP“).
„pico“ es sind weniger Wirksubstanzen als im Ausgangspräparat vorhanden (schwächere Konzentration).
„ Placebos “ (lat.: „Ich werde gefallen“. Wirkstofffreie Scheinmedikamente)
Einem Patienten verabreichte Scheinmedikamente setzen einen Selbstheilungsprozess in Gang, sofern dieser von der wirkstofffreien Substanz nichts weiß. Neben ärztlicher Zuwendung oder einem spontanen Selbstheilungsverlauf scheinen noch andere, wissenschaftlich noch nicht ergrändete Vorgänge und Maßnahmen den Plecoboeffekt zu erklären.
„ POS “ producta ophthalmica sterilisata (ursprüngliche Bezeichnung für Augenarzneimittel der Ursapharm Arzneimittel GmbH & Co. KG. Wegen des hohen Bekanntheitsgrades wird der Zusatz POS inzwischen auch für andere Arzneimittel im Sortiment der Firma verwendet)
„ Pulv “ pulvis (Pulver)
„Retard“ „Ret.“, „Depot“ Wirkstoffe sind verzögert freigesetzt. Langzeitwirkung (muss seltener eingenommen werden).
Der Zusatz retard bei Medikamenten bedeutet, dass das Medikament gleichmäßig über längere Zeit wirkt. Das wird durch einen Überzug erreicht, der ermöglicht, dass der Wirkstoff erst nach und nach abgegeben wird. Deshalb sollte man Retard-Tabletten auch nur nach Absprache mit Arzt oder Apotheker teilen. Arzneimittel mit verzögerter Langzeitwirkung (muss seltener eingenommen werden).
Hinweis! Tabletten mit einem Retard-Überzug dürfen, um ungewünschte Nebenwirkungen wegen der veränderten Wirkstoffabgabezeit zu vermeiden, nicht geteilt werden. Im übrigen sollte hinsichtlich der Teilbarkeit von Tabletten der Arzt oder Apotheker vorher befragt werden. Leider werden Tabletten gelegentlich mit so genannten „Schmuckkerben“ versehen, die zum Teilen verleiten.
„ sicc “ siccatus (getrocknet)
„ sine “ ohne Konservierungsmittel
„SL“, „S“, „L“ kennzeichnet die Geschwindigkeit (schnell – langsam) mit der ein Arzneiwirkstoff freigesetzt wird (Bioverfügbarkeit). Eine Tablette oder ein Teil einer Tablette wird schnell aufgelöst und bewirkt einen schnellen Wirkungseintritt. Bei SL-Tabletten wird der andere Teil langsam aufgelöst und bewirkt eine lange Wirkungsdauer.
„ Sol “ Solutio (Lösung)
„ Supp “ Suppositoria (Zäpfchen)
„ Susp “ suspensio (Suspension)
„ Tct “ Tinctura (Tinktur)
„ Ungt “ Unguentum (Salbe)
„Wirkstärkenziffer z.B. 400“ bestimmt die Gewichtsangabe des enthaltenen Wirkstoffes, meistens mg oder das Volumen in ml.
„ZOK“ zero order kinetics (eine teilbare Retardtablette, gibt pro Zeiteinheit immer die gleiche Menge an Wirkstoffen ab).
Kurioserweise wirken mittelgroße Tabletten schlechter als sehr kleine oder sehr große Tabletten. Rote Tabletten wirken eher als Weiße. Beruhigungstabletten wirken in der Farbe Blau am optimalsten. Bei Angstzuständen sind grüne Tabletten am wirksamsten. Im Vergleich zu eingenommenen Medikamenten wirken Spritzen besser. Und werden diese von einem Arzt gesetzt, tritt der Heilungserfolg eher ein als von einer Krankenschwester gesetzt.
Bei Schmerzempfindungen wurde bereits nachgewiesen, dass Placebos die Ausschüttung von körpereigenen Endorphinen (morphinartige Eiweißstoffe mit schmerzstillender Wirkung) bewirken und somit Schmerzempfindungen herabsetzen. Dem Patienten muss nur gesagt werden, dass ihm ein wirksames Schmerzmittel verabreicht wird.