Diagnose bei Diabetes mellitus
Blutentnahme aus der Armvene
Um Diabetes festzustellen, wird die Messung des Blutzuckers herangezogen. Dabei kann die Messung im venösen Blutplasma (Plasmaglucose) oder Vollblut (Vollblutglucose) erfolgen. Die Angaben im Folgenden beziehen sich auf die Mesung im venösen Plasma.
Die Diagnose Diabetes ist eindeutig, wenn
* der Gelegenheits-Blutzucker 200 mg/dl (11,1 mmol/l) oder mehr beträgt
* der Nüchtern-Blutzucker bei zweimaliger Testung 126 mg/dl (7,0 mmol/l) oder mehr beträgt.
Die Messung des Gelegenheits-Blutzuckers kann zu jeder beliebigen Tageszeit erfolgen, man muss dabei nicht nüchtern sein. Für eine Nüchternuntersuchung sollte der Patient acht Stunden vorher nichts gegessen haben. Die Nüchternblutzuckerwerte werden neuerdings bevorzugt zur Diagnostik herangezogen, weil sie weltweit einfach zu handhaben sind. In jedem Fall sollte die Bestimmung zur Sicherheit wiederholt werden. Die alleinige Urin-Untersuchung auf Glukose ist zur Diagnose eines Diabetes mellitus nicht geeignet. Sind die Messwerte grenzwertig, d.h. liegt der Nüchtern-Blutzucker zwischen 100 und 125 mg/dl, wird als nächster Schritt der so genannte orale Glukosetoleranztest (OGTT) durchgeführt.
Oraler Gluosetoleranztest (OGTT)
Bei diesem Test sollte der Betroffene seit zehn Stunden nüchtern sein und sich zuvor mindestens drei Tage lang kohlenhydratreich ernährt haben. Rauchen ist vor und während des Tests nicht erlaubt und man sollte während des Tests sitzen oder liegen.
Es wird dann eine standardisierte Trinklösung mit 75 g Glucose verabreicht, die innerhalb von 5 Minuten getrunken werden sollte. Zu Beginn und nach 120 Minuten wird Blut abgenommen und der Blutzucker bestimmt.
Die Diagnose Diabetes ist eindeutig, wenn der 2-Stunden Wert 200 mg/dl (11,1 mmol/l) oder mehr beträgt. Liegt der 2-Stunden Wert zwischen 140 und 200 mg/dl (7,8 mmol/l -11,1 mmol/l, venöses Plasma), dann spricht man von einer „Gestörten Glukosetoleranz“.
Verschiedene körperliche Faktoren (Diäten, Herzinfarkt, fieberhafte Infekte, längere Bettruhe) sowie einige Medikamente können den Test stören und zu falschen Blutzuckerwerten führen.
Urin-Untersuchung
Ab einem Blutzuckerwert von ca. 160-180 mg/dl (Nierenschwelle) scheidet die Niere Zucker mit dem Urin aus. Dieser kann mit einem Teststreifen nachgewiesen werden. Bei fortgeschrittener Nierenschädigung kann jedoch die Nierenschwelle erhöht sein, sodass selbst bei sehr hohen Blutzuckerwerten keine Glukose im Urin ausgeschieden wird. Daher ist die Urinuntersuchung zur Diagnose eines Diabetes ungeeignet. Der Nachweis von Azeton im Urin (so genannte „Ketonurie“) kann auf eine bereits eingetretene Stoffwechselentgleisung hinweisen.
Antikörpertest
Mit mittlerweile einfachen Bluttests kann bei Personen mit erhöhtem Risiko für einen Diabetes Typ 1 festgestellt werden, ob verschiedene Antikörper (Inselzellantikörper, Insulinautoantikörper, GAD- und IA2-Antikörper) vorhanden sind. Aufgrund von Anzahl und Konzentration der nachgewiesenen Antikörper kann das Risiko, an einem Typ 1 Diabetes zu erkranken, beurteilt werden. Eine 100%ige Voraussage ist allerdings nicht möglich.
Interessant ist ein solcher Test für Kinder und Geschwister von Typ-1-Diabetikern, aber auch in Fällen, in denen nicht klar ist, ob es sich um einen Diabetes Typ 1 oder Typ 2 handelt. Auch bei dem spät einsetzenden Typ-1-Diabetes bei 50-, 60- und 70-jährigen Menschen kann ein solcher Antikörpertest die Diagnose ermöglichen. In diesem Zusammenhang wird auch von LADA-Diabetes gesprochen, abgeleitet von „Latent Autoimmune Diabetes in the Adult“.
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